Religion und Angst – Teil 2
August 31st, 2009 von Hans Blazejewski
Lesen Sie hier die Fortsetzung von Religion und Angst – Teil 1
Lassen wir den Großmeister der Verleumdung, Pfarrer F. W. Haack (gest. 1991) sprechen. Zu seinen Lebzeiten ein sogenannter Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Kirche. Ein Großinquisitor des 20. Jahrunderts, der auch gut ein Gezücht der vatikanischen Glaubenskongregation, dieser Nachfolgerin der röm. katholischen Inquisition des späten Mittelalters, hätte sein können. Schauen wir kurz über den Tellerand und stellen fest, daß Joseph Kardinal Ratzinger, der heutige Papst, Präfekt dieser vatikanischen Institution war. Deren Aufgabe wie eh und je: Der Schutz der Kirche vor abweichenden Glaubensvorstellungen.
Damit wir Herrn Haack richtig beurteilen können, stellen wir ein Zitat voran, welches aus seiner Feder stammt: „Wenn Sie bei mir auf Inquisition tippen, dann liegen Sie natürlich richtig!“
Gegen die Angst hilft ruhiges Gebet. Ein ruhig und konzentriert gesprochenes Vaterunser bringt Ruhe ins Herz und vertreibt die Angst. Gebete sind kein Gegenzauber. Sie führen uns in Verbindung mit Gott und durch ihn wird unsere Angst aufgelöst. (F.W.Haack: Satan-Teufel-Luzifer. Was ist davon zu halten)
Wenn Sie mehr über diesen Herrn wissen möchten dann lesen Sie:
Der Theologe Nr. 12
Zu dem obigen Zitat fällt mir spontan das Bunkerszenario des 2.Weltkrieges ein:
Ach was haben die Menschen gebetet und zu Gott G E S C H R I E N , als die von Priestern gesegneten Bomber Hüben und Drüben Dantes Inferno Wirklichkeit werden ließen in Königsberg, Rotterdam, Stalingrad, Canterbury und vor allem in Dresden, um nur einige beim Namen zu nennen. Tief und inbrünstig, manche wohl auch starr vor Angst, so werden sie in den Kammern von Treblinka und Auschwitz gebetet haben, als die Engel des Todes zur ruchlosen Tat schritten.
Da sagte Christus:"
Der Menschensohn wird seine Engel aussenden. Diese werden aus seinem Reiche alle Verführer und Übeltäter sammeln und werden sie in den Feuerofen werden. Da wird Heulen und Zähneknirschen sein" Und als das ‚Schlangen- und Natterngezücht‘ rief: "Erbarmen! Barmherzigkeit! Liebe! Vergebung!", da entgegnete er: "Wer wider den Heiligen Geist redet, dem wird weder in dieser noch in der künftigen Welt vergeben werden" und ‚weichet von mir, all ihr Übeltäter, in das ewige Feuer"
Wenn er’s dann gehört haben mag, der Herr, ihm wird’s gefallen haben, so er nicht in Haacks Traktate über die Jugendsekten vertieft war. Vielleicht auch hat er’s nicht hören können, weil sie gar zu arg riefen.
In Hiroshima oder Nagasaki, Herr Pfarrer, da hatten die Menschen gar keine Zeit zu beten. Ja ach du lieber Gott, da sind ja auch noch die Sünder, denen ebenfalls keine Zeit blieb. Die konnten sich nicht mehr überlegen ob sie schon gut waren oder noch zur Ohrenbeichte mußten.
Was jetzt Herr Pfarrer? Ach, Sie sagen, Herr Pfarrer, die Ersteren hätten gar keine Angst empfunden, wegen der Kürze der Zeit? Nicht mal eine Schrecksekunde sei Ihnen geblieben? Und was machen wir mit dem Rest?
Vorschlag: Stimmen Sie das Te Deum an und lassen ‚Großer Gott wir loben dich‘ singen. Sodann wird der unfehlbare Stellvertreter pauschal und en bloc alle heilig sprechen und das Halleluja-Rufen wird kein Ende haben.
Apropos heilig. Jean d’Arc, sie wissen schon, die damals verbrannte Ketzerin und nun heilige Johanna. Wissen sie mit welchem Trick ihre katholischen Genossen diese aus der ewigen Verdammnis herausgeholt haben? Mit der Ewigkeit kann’s dann ja wohl nicht weit her sein. Oder hat da etwa die Dreifaltigkeit scheinheilig den Teufel um sein Opfer betrogen?
Was macht nun Ihr lieber Gott mit den vielen ungetauften Atombombenopfern? Die getauften sind ja gerettet, der Taufe sei Dank. Sind die alle durch das große Sieb der Gottesliebe in die Hölle gefallen? Oder waren das alles Kinder des Bösen, Kinder Satans und seines höllischen Hexenheeres und damit der ewigen Verdammnis preisgegeben? Vielleicht gar Ketzer, Abtrünnige, Herätiker, Teufelsanbeter, Hunde, Ungläubige, schlimmer noch: vielleicht sogar ungläubige Heiden und Gotteslästerer?. Gehörten sie etwa zur Kirche Satans in Kalifornien und waren Besessene? Denkbar wäre auch, daß viele dieser Menschen den sogenannten Jugendsekten angehört haben könnten, was besonders verwerflich ist.
Ich sag’s Ihnen: Einen Teufelspakt waren sie alle mit Luzifer eingegangen, diese Wölfe im Schafspelz. So was wie eine Entente Diaboli. Dabei saß die ganze Teufelsbrut in einem feurigen Pfuhl aus Schwefel, trank Kinderblut und Jungfrauenpisse, furzte wie der Teufel, währenddessen die Hexen rittlings auf Ziegenböcken durch die Lüfte sausten um am Hexensabbat Pfaffen und Nonnen mit ihren unsittlichen und verderbten Gelüsten zu versuchen.
Schön, daß sie etwas ähnliches wie einen Nachruf auf den Teufel schreiben. Aber was, wenn der leibhaftige Gottseibeiuns in Sie gefahren ist. Soll ja schon vorgekommen sein, grad auch wo Sie doch schreiben, daß der Teufel heute mehr Gefolgschaft habe als zu Beginn unseres Jahrhunderts. Wenn ich’s recht bedenke daß das alles sündiges Zeug sein könnte was sie da so schreiben. Oj!, Oj!, Herr Pfarrer! Vielleicht hat der Bocksfüßige ihnen persönlich die Hand beim Schreiben ihrer widerlichen Schriften geführt? Das würde erklären, warum Liebe und Toleranz darin nicht vorkommen.
Nur nicht den Kopf verlieren, erste Hilfe naht, dank des Traktats vom Pfarrer Haack. Erste Hilfe wäre da etwa ein ruhiges und konzentriert gesprochenes Vaterunser. Wenn das nicht den gewünschten Erfolg bringt, ja dann hilft nur die ritualisierte Form des Exorzismus, nachzulesen in Ihrem schon zitierten Büchlein:
"In der röm.-kath. Kirche ist der ‚große Exorzismus‘ mit Weihwasser und Ritual vor allem dem bestallten Exorzisten vorbehalten, der ihn nur mit Genehmigung des zuständigen Bischofs ausführen darf. Er darf auch nur nach gründlicher Prüfung angewendet werden, ‚wenn alle ärztliche Kunst versagt hat‘" (F.W.Haack)
Also, nicht nachlassen in der Wachsamkeit. Ihr Herr Christus, dieser Erzketzer, soll ihn gesehen haben, läßt uns Lukas, sein Apostel wissen:
‚Ich sah den Satan vom Himmel (was hat er da gemacht?) fallen wie einen Blitz und nun geht er umher (der Herr der Finsternis) wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge‘, denn das Böse steckt im Menschen,
Darf ich Sie noch einmal zitieren, Herr Pfarrer?
Es gibt im Religionsunterricht ein beliebtes Bildchen: ein Herz mit einer Schlange drin. Das soll den Kindern klarmachen: das Böse steckt im Menschen.
Ich sage Ihnen, dieser Schandfleck, der Antichrist, das unvernünftige Tier. Dieses Irrlicht und Werkzeug des Bösen, es ist mitten unter uns. Seien sie wachsam! Und wenn Sie den Schuldigen dann entdeckt haben, übergeben Sie ihn bitte, ganz im Sinne Ihres Herrn Paulus, ‚dem Satan zum Verderben des Fleisches‘. Der gute Gott wird es Ihnen zu lohnen wissen, wenn nicht hienieden, so doch sicher im Himmel, denn die Gerechten werden zur rechten Gottes sitzen.
So dreht sich das ganze menschliche Dasein um die Angst, schreibt S. Kierkegaard.
Holen wir uns weitere Information bei einem der progressivsten Theologen unseres Sprachraumes, Josef Drewermann aus seiner Schrift: Worte des Heils, Worte der Heilung
..liegt mir daran, jeder Vorstellung einer Welt- oder Selbsterlösung zu widersprechen. Denn wenn Angst das Grundproblem menschlichen Daseins ist, dann beantwortet es sich niemals, indem ich selber mich bemühe, mich so ansehnlich, so notwendig, so berechtigt wie irgendmöglich durch Leistung darzustellen. Die Angst des menschlichen Daseins kann sich nur beruhigen im Gegenüber eines absoluten Willens, der möchte, daß wir sind. Dieser Wille ist für den Theologen, für den Gläubigen Gott.
An anderer Stelle spricht er über die Angst des Jesu und dessen Vertrauen zu Gott:
..daß wir Menschen an uns selbst zugrunde gehen, an Angst, die sich nur lösen läßt durch ein vorbehaltloses Vertrauen gegenüber Gott (..). Das Problem Jesu ist nicht das des Leidens an der Natur oder an der Endlichkeit der Welt, sondern viel konkreter an der Angst, die uns Menschen überfällt, wenn wir in einer Welt leben, die auf keine Frage, die wir an sie richten, wirklich antwortet. Einem Tod ausgeliefert zusein, den wir ständig in die eigene Praxis übernehmen durch die Angst, die wir haben, Person zu sein. (Die Angst die es kostet, ein Individuum zu sein). Das Problem, auf das das Christentum spezifisch und nun exklusiv antwortet, ist das der menschlichen Angst. Für Buddha genügte es, unter einem Baum zu meditieren. Für die menschliche Angst genügt keine andere Antwort, als das wir lernen, daß ein Maximum an Angst in der Gestalt von Jesus.. nicht verhindern kann, Gott zu glauben und sei es gegen alle Welt.
Vertrauen, Glaube und Liebe ist die Medizin, die die Kirchenfürsten ihren Eseln verabreichen. Vertrauen rettet von der Ohnmacht und läßt an der göttlichen Lebensmacht teilnehmen. Der Glaube beschert das göttliches Licht und Wissen, was er (der Esel) braucht, so er nicht in Dunkelheit und Sinnlosigkeit verharren soll. Die Liebe nun läßt ihn Teilhaber werden an der göttlichen Gemeinschaft. Naturalmente führt ihn das aus der Verlassenheit und beglückt ihn obendrein auch noch. (Honni soit qui mal y pense!)
Bei K. Ledergerber: Keine Angst vor der Angst – ich glaube wir müssen ihn uns nicht merken -lesen wir:
So weiß der Mensch zwar, daß er als Endlicher von sich aus nie völlige Sicherheit, Klarheit und Geborgenheit im Leben besitzen kann und darum immer der Unsicherheitsangst ausgesetzt ist. Darum verfällt er auch nie der Utopie einer eingebildeten oder arroganten Selbstsicherheit, aber ebenso wenig der Verzweiflung und Sinnlosigkeit, wenn er gerade unter schweren Ängsten zu leiden hat. Die normale Angst wie die erhöhte oder krankhafte neurotische Ängste erfahren durch die drei Grundkräfte, die das Endliche mit der Unendlichkeit verbinden, Ausgleich und Heilung. Das ist der religiöse Aspekt in der Angstüberwindung….
Damit die braven Esel nun nicht gleich vor Freude Bocksprünge vollführen über diese wundersame Heilung, wird vom gleichen Autor einige Seiten weiter, Knüppel aus dem Sack, gerufen, oder wie wir früher als Kinder gerufen haben: Ätsch, wer’s glaubt wird selig!. Nix da! Vonwegen Angstheilung im Diesseits!
Weder durch Wissenschaft noch durch Glauben kann das Leiden ganz aus der Welt geschafft werden, es gehört unabwendbar zum Dasein des Menschen, es kann nur vermindert werden. Der unvermeidliche Rest an Leiden muß ertragen werden. Auch Angst ist Leiden und nicht alle Angst ist vermeidbar. Diese Muß ausgehalten werden. Darum muß der Mensch nicht nur arbeitsfähig und genußfähig, sondern auch leidensfähig gemacht werden. (..) Erfahrung lehrt uns Tag für Tag, daß Angst und Leiden bestanden werden müssen, wenn wir mit dem Leben davonkommen wollen.
Diesen Satz wollen wir noch einmal lesen, damit uns richtig klar wird, wess Geistes Kind dieser Autor ist.
…Darum muß der Mensch nicht nur arbeitsfähig und genußfähig, sondern auch leidensfähig gemacht werden.
In der Diktion erinnert mich das entfernt an einen anderen totalitären Anspruch, den Hitler gegenüber seinem Jungvolk geäußert haben soll: Hart wie Kruppstahl, flink wie ein Windhund, zäh wie Leder.
Pfui Teufel!!
Was nun du armer Esel? Hast du einen Augenblick geglaubt, daß die Pfaffen einer vollständigen Überwindung der Angst im ‚Hier und Jetzt‘ das Wort reden und ihren Job damit in Frage stellen würden?
Mein Rat: Bete mit Pfarrer Haack.
Wer das nicht will, muß sich am Vorbild Jesu – so wie ihn katholische Kirche uns glaubhaft macht – orientieren.
Dass mich dieses absolute Vertrauen zu ’seinem Meister‘ berührt, will ich hier gern erklären. Wenn das Neue Testament eindrucksvoll schildert, welche Angst er im Angesicht des Todes hatte, daß ’sein Schweiß wurde wie Tropfen Blutes, die auf die Erde niederrannen‘ daß er rief ‚laß den Kelch an mir vorüber gehen, doch nicht mein sondern dein Wille geschehe‘ spüre ich ein Mitgefühl für dieses Wesen.
Auch will ich ihn gern mit auf einen Sockel stellen auf dem geschrieben steht: Alle Formen der Angst erfahren, alle Anfechtungen der Angst erlitten und in Angst gestorben.
Nur, Vertrauen und Lieben, dazu reicht’s nicht.
…wird fortgesetzt
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