Lisa-Mimmi und der Engel der Geburt
Dezember 22nd, 2011 von Hans Blazejewski
»Wee see mech wohl gemacht haben? Met Leebe? Ganz langsam und met Gefühl? Bestemmt nur so teerisch met husch husch und auseenander. Eenmal reen, eenmal raus, ferteg est das Memme-Kend.«
»Aber Lisa Mimmi«, sage ich, »was du nun wieder all wissen willst. Wozu brauchst das? Du bist da und das is es.« Ich sehe es nicht, denn es ist dunkel. Wir schlafen meist mit Rollos runter, bis auf zwei Schlitze für die Luft, aber ich höre, daß sie weint. Jetzt mach ich rüber zu ihr, über die Besucherritze, nehm sie in die Arme und puscheie sie so richtig. Dabei sage ich ganz leise auf sie: »Armes kleines Lisa Mimmi Kind muß nicht traurig sein. Bis zur Heirat ist alles wieder gut.«
Das hab ich von meiner Mutter, die hatte das auch immer gesagt, wenn ich mir das Knie oder was anderes aufgeschrubbt hatte. Scheint zu wirken, obwohl wir ja schon lange verheiratet sind. Sie kuschelt sich an meine unbehaarte Brust und bald höre ich an ihren regelmäßigen Atemzügen, daß sie eingeschlafen ist.
Am nächsten Morgen, gleich beim Frühstück hab ich auf den Busch geklopft. Gab ja keine Zeitung weil Sonntag und außerdem wollte ich es wissen. Wir haben ja sonst auch keine Geheimnisse voreinander, meine ich.
Sag ich: »Sag mal«, sag ich, »was war denn gestern Abend?«
»Weeso gestern Abend? Was soll losgewesen seen? Nex war los. Gar nex.«
»Komm, komm,« sag ich, »ich bin dir ja dankbar, daß du mich nicht mit anderen Männern betrügst, aber das jetzt, das muß doch nicht sein.«
»Oh«, sagt sie, schon wieder ganz oben auf, »kann eener necht wessen, ob eener den anderen betrügt. Und warum Männer? Veelleicht betrügt eener den anderen met Frauens«.
»Ja«, sag ich, »solls ja geben, hab ich gelesen, aber du doch nicht. Haha, wenn ich mir das vorstelle, du mit der Meyerschen. Ich fall um. Mit der alten Spinatwachtel biste ja ganz dicke seit dem geschenkten Klavier. Und was kommt danach? Partnertausch, oder was? Ich nicht. Ich nicht. Ich tausche höchstens meine Treuepunkte beim Kaufmich ein. Also, sag es«, sag ich, »was war los mit dir?«
Auf eins Tränen. Erst nur so paar gekullert, aber dann mehr und mehr fürs Taschentuch. Nach paar Minuten Schniefen und Schneuzen hat sie‘s dann erzählt. Ich erwähnte ja schon: Keine Geheimnisse voreinander.
»Schau mal Hellmeleen,« erzählt sie, »wer wessen doch alles über dee Welt und so. Wee der Mond von henten ausseeht. Wo dee Löcher em Käse herkommen und warum dee Banane krumm est. Alles kreegen wer hautnah met. Wo eene Brücke eengeweeht werd, wee Mutter Teresa dee armen kleenen Ender wäscht und dabee so katholesch guckt, oder wee een Kend schlüpft«.
Jetzt nimmt sie ihr Frühstücksei und legt es vor sich auf den Tisch. Nimmt drei Brötchen, die sie vor mich hinlegt und sagt: »Scheeb jetzt dee Brötchens zum Ee«.
Was mein Frühstück mit gestern Abend zu tun hat?, denke ich, aber ich schieb.
Lisa Mimmi schaut genau hin und verfolgt konzentriert meine Bewegungen. Und als endlich eines der Brötchen das Ei berührt, ruft sie: »Seehste, das est es.«
»Nix seh ich«, antworte ich.
»Aber schau doch. Genau so ben ech entstanden. Weeso dees und weeso necht eenes der beeden anderen Brötchen? Und weeso hab ech das necht metgekreegt. Damals, als es bumm gemacht hat?«
»Lisa, Lisa Mimmi. Hallo aber jetzt mal«, unterbreche ich sie, »nur Blondinen glauben, daß Kinder am Frühstückstisch gemacht werden. Ja, unterm Tisch, da ja. Das soll wohl vorkommen, aber auch da nicht mit Brötchen und einem Hühnerei. Du weißt das doch, hast das ja am eigenen Leib erfahren. Hat dir doch auch Spaß gemacht. Oder wie oder was?«
»Jawohl Herr Oberlehrer«, bespricht sie mich. »Und warum hab ech das damals necht metgekreegt, als es Bumm gemacht hat, als deese Peramzoten oder wee dee heeßen um mech gekämpft hatten?«
»Lisa Mimmi«, sage ich, »die Peramzoten heißen Spermazoten und auch wenn sie Peramzoten heißen würden, wäre das egal. Man kann die Zeugungstaten anderer Menschen beobachten, obwohl das unanständig ist, weil sich das nicht gehört. Und man kann ja auch nur von außen. Niemals nicht kann aber einer Zeuge seiner eigenen Befruchtung sein. Ist doch klar, oder?«
»Ja, ech weeß«, antwortet sie, »aber ech stelle mer vor, ech ben da so en eenem Ee drenn und sehe Zelleonen Zoten, deese Dinger, angefletz kommen und eens est das schnellste und schnappt mech. Ech ben dann sowas wee dee Belohnung für den Seeger. Weeso kann ech mer necht eene deeser schleemegen Kaulquappen aussuchen. Darum mußte ech so weenen, weel wer Frauen schon von vor der Geburt an benachteelegt send. Dee Männers machen es, dee Frauen empfangen. Ungerecht est das.«
Jetzt ist sie schon wieder meine alte Lisa Mimmi. Sie grient und ruft: »Weeste noch damals, Hellmeleen, als ech met meenen zwee Beenen nech mehr rauskam aus den Halteschlaufen von deenem Käfer? Blut und Wasser hamwa geschwetzt, weel genau da een Polezeeauto neben uns helt und einer rief, daß du deen Fernlecht ausknepsen möchtest. Nur gut daß dee Scheeben von ennen beschlagen waren. Dann hast du deen Pfadfendermesser genommen und eenfach beede Haltegreffe durchgeschnetten und mich aus meener Zwangslage befreet.«
Liebe Freunde, jetzt kommt Werbung.
»Das met dem Engel der Geburt, genau, das mach ech«, ruft Lisa Mimmi und sie guckt so voller Tatendrang. »Toll! Ech weeß auch schon wo ech ehn fenden kann, deesen Engel der Geburt«, sagt sie.
Wo auch sie diesem Engel der Geburt begegnen können, liebe Lisa Mimmi Fans, daß schreib ich Ihnen jetzt hier hin: nämlich beim Sichtweise Verlag. Das sind die Leute, die ihnen die Engel ins Haus bringt.
Geschrieben in Engel, Esoterik, Marketing, Uncategorized | 2 Kommentare »
März 31st, 2012 um 3:13 pm
schönes ding … das hat spass gemacht zu lesen :o))
Januar 14th, 2017 um 11:15 pm
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