Abgeschrieben

Februar 14th, 2010 von Hans Blazejewski

Ein Gastbeitrag von Plagiatus Plagiatorus

Lesefreunde, meine Cousine Plagiata Plagiatella hatte mich gestern besucht.
Natürlich haben wir auch, wir sind ja umfassend gebildete Menschen, über die begnadete junge Autorin, die irgendwas mit Mann im Namen hat, gesprochen.

Eine hoffnungsvolle Nachwuchsabschreiberin, die so herrlich frech daherschwafeln kann, daß einem jede Kritik an ihrer Abschreibkunst zu einer stumpfen Waffe wird.
Ach, sagt Plagiata Plagiatella, hab dich man nicht so, Alter! Das machen doch alle. Willste mal paar Beispiele?
Also Ich habe abgeschrieben. Die Bekenntnisse des Abschreibers Felix Krull, sei so ein Fall. Besonders arg habe man es in der Vor und Nachromantik auch dazwischen, gehalten. Heinrich Heines Deutschland, ein Wintermärchen, sollte man umschreiben in Deutschland, ein Abschreibemärchen. Überhaupt Schiller und Goethe, die genitalsten Abschreiber ihrer Zeit. So haben damalige Zeitzeugen berichtet, daß Goethe den Schiller angegangen sei indem er in Gegenwart hoher diplomatischer Würdenträger: Du Räuber, gerufen habe. Dem Schiller hat das damals nichts ausgemacht. Der hat nur die Faust gehoben und Venceremos gerufen.
Noch ein Beispiel? So ein Autor, auch mit einem Mann im Namen habe eigentlich seine Buddenbrooks als Die Abschreibebrooks herausbringen wollen. Der Verleger habe aber sein Veto eingelegt, weil der noch zur alten Garde gehörte, die was gegen alle Abschreiberlinge hatten.

  Kommen wir zur Gegenwart, die auch gleich nicht mehr das ist, was sie jetzt scheint. Hier schreibt doch jeder von jedem ab. Schon in der Schule ist das so. Ja, wenn sie dann groß sind unsere kleinen Schulabschreiber, da werden sie Kapitalisten, vielleicht sogar Bad-Bänker und damit die größten Abschreiber und Abschreibgewinner unseres kapitalistischen Abschreibersystems, sanktioniert und gefördert von den Abschreibeämtern, vulgo Finanzämter.

  Ganz schön in fahrt, meine Plagiata Plagiatella. Wage ich den Einwand, aber wir reden hier über einen konkreten Fall. Einem in dem es um geistiges Eigentum geht, an dem sich eine junge Autorin mit einem Mann im Namen, schwer vergriffen hat, die, oder vielmehr ihr Verlag, wie man sich erzählt, jetzt die Kohle macht, während sie dem geistig bestohlenen mit paar schäbigen Euronen sein nachträgliches Einverständnis abgekauft haben. Und die jetzt Land auf Land mit spätpubertären Trotz behauptet, sie sei völlig im Recht und wir, die wir das anders sehen, seien halt von Gestern und literarisch gesehen schon längst tot. Die klaut und kopiert nicht nur, sondern packt auch gleich alle Gegenstimmen in ihren kruden Abschreibetopf.
 
  Ach hab dich nicht so, war ihre Antwort. Du bist eben von Gestern. Und außerdem, die darf das, die ist schließlich in der Pubertät. Ihr Fehler, sagt meine Cousine Plagiata Plagiatella sei nur, daß sie sich hat erwischen lassen. Aber das sei nun mal das Risiko, welches alle Abschreiber ob groß oder klein, zu tragen haben. Und gut fände sie auch, daß die sich aus einem Buch eines völlig unbekannten Autoren bedient hat und nicht z.B. bei einem Nobelpreisträger, wie dem gebürtigen Danziger. Der hätte sie durch den literarischen Reißwolf, aber nicht nur durch den, gedreht, daß nichts mehr von ihrem rechthaberischen Abschreibgehabe übrig geblieben wäre. 
Merke: Abschreiben nur bei den gesellschaftlich Schwachen. Die Großen hauen bestimmt  zurück.
 

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