Hochsensible Persönlichkeiten – Ein Einblick

jnebel

Im Anschluß an die Rezension zum Buch von Jutta Nebel: Wenn Du zu viel fühlst – Wie Hochsensible den Alltag meistern, ein Gastbeitrag der Autorin zum gleichen Thema.

Was bedeutet HSP eigentlich?

HSP ist  eine Abkürzung für „highly sensitive Person“. Elaine Aron prägte diesen Begriff in ihrem Buch: The Highly Sensitive Person: How to Thrive When the World Overwhelms You, das es in übersetzter Form gibt als: Sind Sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen . Leider wurde das Wort sensitive umgemünzt in sensibel. Eigentlich bedeutet es, laut meinem Wörterbuch: empfindungsfähig, feinfühlend, empfindlich für…

Sensibel ist in unserer Welt schon fast wieder negativ belegt, vor allem für uns Hochsensible, die sich immer anhören durften: Na, was macht unser „Sensibelchen?“ Andere Menschen müssen sich oft anhören, nicht sensibel zu sein. Merkwürdigerweise sind das zuweilen sogar Hochsensible! Und das kommt so:

Wenn man im Büro schon den ganzen Tag das Tastengeklappere anhören muß, das Gedudele des Radios, das Gerülpse der verkalkten Kaffeemaschine, das Handygebimmel in allen möglichen und unmöglichen Klangfarben, den Drucker, der mit einer ekelhaften Ton-Frequenz vor sich hinarbeitet, dann schon leicht gereizt am neuen Parfüm der Kollegin leidet, das leichte Übelkeitsanfälle auslöst, weil es wie das neue Duftbäumchen im Auto der Fahrgemeinschaft riecht, und wie es scheint, allzu großzügig angewendet wurde, wenn dann noch üble dumme Witze gerissen werden, oder allzubanale Gesprächsthemen die Runde machen, dann braucht es nur die falsch gefaltete Zahnpastatube zu Hause, um auszurasten: Und dann kann man sich anhören: „Du bist ja soooo unsensibel!“

Wir sind alle sensibel

Dabei sind wir alle sensibel, wir nehmen alle wahr. Mal mehr, mal weniger. Manche Menschen nehmen eben viel mehr wahr, immerhin 15-20 % der Menschheit, was einen nicht allzukleinen Anteil repräsentiert. Das sind die Hochsensiblen! Meist schon von Geburt an sind diese Geschöpfe wahre Magnete, was Reize angeht. Lichtreize, Geräusche, Farben, Gerüche, die eigenen Empfindungen, die von Hunger bis Angst, Freude, Enttäuschung und Erwartungen gehen, bis zu den Stimmungen der Menschen in ihrem Umfeld. Durch eine möglicherweise erbliche, vielleicht auch durch Daueranspannung, Stress, Traumata erworbene Konstitution des Nervensystems werden die Reize wie bei anderen sensiblen Menschen nicht oder weniger ausgefiltert. Sie werden dadurch verstärkt wahrgenommen und summieren sich bis zur Überreizung, sprich Überforderung. Ein Teil dieser Kinder kann anfangen, sich in sich selbst zurückziehen und extrem „brav“ erscheinen. Sie können sich stundenlang mit ihren eigenen Fingerchen beschäftigen und Knöpfe von einer Schachtel in die andere umräumen. Werden sie angesprochen, gestört, oder beansprucht, weinen sie.

Ein anderer Teil dieser Kinder ist hektisch, unruhig, nervös, überdurchschnittlich schnell zum Lachen zu bringen. Ich rede nicht von Lächeln, sondern von lautstarkem Lachen. Das scheint eine Abbaumöglichkeit von Überreizung zu sein. Später in der Schule, vielleicht auch schon im Kindergarten zeigt sich diese Eigenschaft der Reizanhäufung besonders. Diese Kinder nehmen nicht nur auf, was der Lehrer sagt, sondern sie sehen an seinem Gesichtsausdruck, wie er über sie denkt, nehmen seine Stimmung auf, bekommen daher nicht richtig mit, was er erklärt, dazu kommen noch – manchmal – flackernde Neonröhren im Klassenzimmer, das Geräusch der laufenden Heizung (im Winter, im Sommer sind es die Geräusche von draußen durchs offene Fenster), sie hören das Blättern der Hefte und Bücher, das Geräusch vor dem Klassenzimmer vorbeigehender Menschen. Die kleinen Antennen sind ständig auf Dauerempfang. Während die anderen Kinder sich auf das konzentrieren können, was der Lehrer sagt…, denkt das hochsensible Kind darüber nach, warum der Lehrer heute so angespannt ist und ob es selbst vielleicht daran schuld ist…

Bitte vormerken

Demnächst – voraussichtlich im Sommer dieses Jahres kommt von mir als Nachfolge von: Wenn du zu viel fühlst , ein Handbuch für Hochsensible heraus mit Anregungen, Lösungsvorschlägen und Denkanstößen, die sich recht erleichternd auswirken können.

Viele Grüße

Die Autorin Jutta Nebel

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